Mittwoch, August 09, 2006

Kampflesen

Maturandenstress at its best! Nachdem ich das Lesen in den Wochen 1 und 3 vollkommen verschlafen habe, sieht die Liste gelesener Maturbücher noch immer ziemlich leer aus, während die Auflistung zu lesender Exemplare nicht wirklich zu schrumpfen gedenkt. Inzwischen besitzt sie gleich viele Zeilen wie noch Tage zur Matur übrig bleiben – das sorgt für einen ganz besonderen Thrill!

Für etwaig Interessierte hier ein paar Kurzrezensionen verschlungener englischsprachiger Werke. Die Französischen kommen, sobald der Autor den Aigu-Overkill verarbeitet hat.

„The Picture of Dorian Gray“. Gääähn, Kunst & Schickimicki-Zeugs.

Ein reicher, eitler englischer Jüngling von unglaublicher Schönheit (nein, nicht David Beckham, aber das Prädikat „metrosexuell“ würde ihm hervorragend stehen) bekommt ein Portrait gemalt, und beklagt sich, dass es immer gleich schön bleiben wird, während er nur noch altern wird. Das Schicksal hat ein offenes Ohr und dreht den Spiess um – das Bild altert für ihn, reflektiert all seine Sünden, während er unverwüstlich bleibt. Diese Idee ist aber auch das einzig schöne am 230-seitigen Elitesociety-Schunken, in dem sich viel zu viel um’s Tee trinken und „society parties“-Feiern dreht. Ende der Geschichte, der immer noch schöne Jüngling ermordet den Maler und setzt danach auch seinem eigenen Leben –und damit dem Buch- endlich (!) einen Schlusspunkt. 2/5 Sterne.

„Animal Farm“. Alles Schwein, oder was?

Tolle Fabel von George Orwell: Revolution auf einer Farm, die Tiere vertreiben die Menschen und die Schweine reissen die Herrschaft an sich. Ziel: Alle Tiere sollen gleich sein. Irgendwie bringen es die Biester auch noch fertig, die Farm zu führen –wie das mit vier Pfoten und ohne Geld gehen soll ist mir noch immer schleierhaft- , doch der Ehrgeiz der rosaroten Anführer wächst. Sie wollen mehr Macht, mehr Futter, während die anderen Tiere dafür mehr schuften dürfen. Plötzlich heisst es nun: „Alle sind gleich, aber einige sind gleicher denn andere.“ Schwer entzifferbare Schweinelogik, die aber die Gesellschaft des Kommunismus widerspiegelt und gekonnt resümiert. Bravo! Grunz! 5/5 Schweine, ähh, Sterne.

„Lord of the Flies“. Klein-Krieg auf der Insel!

Naja, fast. Eine Gruppe englischer Jungs (daher: Klein-Krieg) strandet auf tropischem Eiland. Sofort finden sich zwei Rivalen, die während den 180 Seiten eine tiefe Feindschaft entwickeln. Nebenbei erfahren wir, mit welchen alltäglichen Problemen sich die Gruppe herumschlagen muss – vom Feuer machen übers Sandburgen bauen bis zur Schweinejagd kommt nichts zu kurz! -, bevor die beiden Helden wieder die Bühne betreten. Der eine hat unterdessen eine Jägerschar um sich vereint, und setzt, mit dem Ziel, seinen Widersacher auszuräuchern, die ganze Insel in Brand. Da kommt endlich ein Schiff, rettet die Bande (bzw. die wenigen, die noch nicht ermordet wurden) und setzt dem Treiben ein Ende!

Herrliches Portrait einer Zivilisationsbildung, oder wie man es eben nicht machen sollte. 4/5 Sterne.