Mittwoch, August 09, 2006

Buchtitel sagen mehr als 1000 Worte...

Bücher sollen ja für vieles gut sein. Lesen bildet, sagt man. Wie schön, dass es Bücher gibt! Gift für die Augen (M-Budget-Leselampe für CHF 9.90 sei Dank), Futter für’s Gehirn. Immerhin dieses hat was davon. Ob das beim Maturitäts-Kampflesen auch so ist, sei dahingestellt. Doch was ist mit der Seele? Würde die nicht eher Freudensalti schlagen, wenn man die schönen Sommertage am See, in den Bergen, Hauptsache an der frischen Luft und nicht gekrümmt und verrenkt hinter einem Schunken liegend, verbringen würde? Um sie, meine hochgeachtete Seele, davon abzuhalten, aufgrund der temporären Intensivfütterung des Gehirns einen Minderwertigkeitskomplex zu erhalten und sich einfach aus dem Staub zu machen, hier der Versuch einer Beschreibung meiner Seelenzustände durch Büchertitel.

Wer das mühselig erarbeitete, mit unzähligen Werktiteln gespickte Satzkonstrukt nicht entziffern kann, bekommt einen fetten „nicht belesen“-Stempel auf die Stirn gepfeffert und findet die einzelnen Bücher unten in einer Auflistung.

Während draussen die Nicht-Maturanden „Katz und Maus“ spielen, habe ich schon „1984“ Seiten „Huis Clos“ verspiesen, und sowohl mein Zimmer als auch ich verkommen immer mehr zu „Animal Farm“ respektive „Lord of the Flies“. Der „Willhelm Tell“ speist nämlich gerne hier, um „den Prozess“ nicht zu verlangsamen. Immerhin steht der nächste „Besuch der alten Dame“, meiner Mutter mit dem heutigen Abendessen, schon bald an. Ob ich ein „Malade Imaginaire“ oder schon ein veritabler Kranker bin weiss ich nicht, gewiss ist jedoch der ewige Kampf mit „dem Sandmann.“ Viel mehr gibt es nicht zu sagen, ich warte auf meinen „Dernier jour d’un Condamné“, wenn ich, befreit von den Büchern, wieder das Leben geniessen kann!


Appendix

„Katz und Maus“ (Günther Grass) – spielen die Kinder draussen, während ich lesen und mich konzentrieren sollten.

„1984“ (George Orwell) – So viele Buchseiten habe ich in den letzten vier Tagen etwa verschlungen.

„Huis Clos“ (Jean-Paul Sartre) – 'hinter verschlossenen Türen' bin ich mit dem Verspeisen sämtlicher 24 Bücher beschäftigt.

“Animal Farm“ (George Orwell) – Neue Bezeichnung meines Lesezimmers. Viel essbares rein, nix raus – ein Festschmaus für Krabbeltiere!

„Lord of the Flies“ (William Golding) – Der bin ich schon, da ich vor lauter Lesestress keine Zeit zum Duschen mehr habe!

„Willhelm Tell“ (Schiller) – der kleine Schweizer im Kampf gegen die drückende Übermacht der Bücher – ja, that's me!

„Der Prozess“ (Franz Kafka) – der Lese-Prozess, was denn sonst?

„Besuch der alten Dame“ (Dürrenmatt) – Meine Mutter bringt mir das Nachtessen, das ich gezwungenermassen schon auf dem Zimmer –lesend- einnehmen muss.

„Le malade imaginaire“ (Molière) – Nix imaginaire, einen akuten Bücheroverkill habe ich!

„Der Sandmann“ (E.T.A. Hoffmann) attackiert mich alle zehn Minuten während der Lektüre und reisst mir die Augenlider nieder!

„Le dernier jour d’un condamné“ (Victor Hugo) – Verdammt bin ich, zur schier unendlichen Lektüre. Der letzte Tag indes ist nicht absehbar.