Singapore
Das fängt ja schon gut an. Da denke ich, mit meiner weiten Reise endlich der gesitteten Zivilisation, wie sie zuhause in der (Bünzli-)Schweiz Gang und Gebe ist, entfliehen zu können. Ganze 12 Stunden Jumbo-Flug, d.h. etliche CSI- und Dr. House-Staffeln später lande ich in Singapore. Die Landschaft während des Endanfluges sah ja vielversprechend anders aus – doch kaum durch den Zoll holt mich die Realität schon wieder ein. Ich beginne mit einigen Rundgängen durch die zwei Terminals – doch ganz so frei, wie ich es gerne hätte, bin ich nicht. Alle zehn Meter blicke ich ins grimmige Antlitz eines Uniformierten, der wahlweise mit Schlagstock, Revolver oder MG ausgestattet ist und den unumstösslichen Fels in der Passantenbrandung gibt.
Übrigens bringt auch ein Besuch im Freien nichts. Zwar sind die Uniformierten dort weit spärlicher gesät, jedoch drängen einem 35 Grad Celsius und eine tropische (hmm, ich bin ja hier in den Tropen) Luftfeuchtigkeit umgehend wieder ins angenehm klimatisierte Gebäudeinnere zurück.
Was tun? Restaurants abklappern – gute Idee. Asiatisch hatte ich im Flieger schon zweimal, also wird schlussendlich doch der Italiener („Experience the real taste of Italy“) vorgezogen. Schlechte Wahl. Die Pizza, die echte Italianità versprühen sollte glich geschmacklich höchstens einer Gucci-Schuhsole. Aber ich bin satt, das ist das Wichtigste.
Nun mal einen Punkt ausgesucht, von dem man etwas fotografieren kann. Glücklicherweise ist das WLAN-Terminal gleich daneben, so kann man sich beschäftigen, wenn mal wieder nix läuft. Denn in Singapur ist, entgegen der Meinung von in Fernweh schwelgenden, gelangweilten Zürcher Terrassenspottern gar nicht so viel los. Ab und zu mal irgend ein Veteranenflieger mit chinesischen Schriftzeichen, sonst Garuda, Singapore, Malaysian, Singapore, Garuda, schon wieder Singapore, wow, ne Cathay!, Singapore, Singapore, Singapore...
Blöd nur, dass der Punkt inmitten zweier Terminals (und natürlich hinter einer Glasscheibe) liegt, und man somit nur während 5-7 Sekunden die startenden Flieger sieht. Da heisst es schnell sein – wie nur, nach 24 Stunden ohne Schlaf!? Also konzentriert man sich besser auf die lahmen Enten, die nur vorbeirollen – da bleibt auch für Halbwache mit Jet-Lag eine reelle Chance, ein gescheites (wenn auch langweiliges) Bild zu machen. Schupp....das war die Gulf Air gewesen. Nicht getäxelt, sondern gestartet. Wo kam die denn wieder her? Jedenfalls stiess sie sich in ihrem edlen Goldmantel anmutig und nahezu in Zeitlupe vom asiatischen Boden ab. Doch immer noch viiel zu schnell für mich. Denn bis ich die Kamera endlich knipsbereit und auf das heiss begehrte Objekt gerichtet hatte, war der Goldvogel schon hinter einer Lichtmastenarmada in Deckung gegangen.
Tja, so sitze ich nun also in Singapore. Stets unter dem wachsamen Auge der Polizei, die mehr Verunsicherung schafft als sie jemals verhindern kann. Ich gebe zwar vor zu spotten (die andern Besucher schauen mit neidischen Blicken auf meine lange Linse), aber in Tat und Wahrheit bin ich den Tigers, JetStars und Silkairs, die mir, Mücken gleich - viel zu flink, um sich fangen zu lassen - um den erschöpften Kopf schwirren, hilflos ausgeliefert.
Eine letzte Hoffnung bleibt: Der flughafeneigene Swimming-Pool. Sollte dieser entgegen meinen Erwartungen nicht mit Unterwasser-Überwachungskameras und patrouillierenden Officers am Beckenrand ausgestattet sein, könnte es dort noch entspannend werden. Ihr werdet’s erfahren...:)
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