Freitag, September 22, 2006

Weekend

Keine Angst, ich lebe noch.

Obwohl, in Auckland zu überleben, ist ziemlich tückisch. Wenn man es geschafft hat, beim über die Strasse gehen den Kopf in die richtige Richtung zu drehen und somit nicht angefahren zu werden, und wenn einem auch das stark chlorhaltige Trinkwasser, das vom Inhalt eines Goldküsten-Swimmingpools kaum zu unterscheiden ist, nicht umhauen konnte, folgt der Schock garantiert beim Blick in die Brieftasche. Gähnende Leere, wo vor dem Besuch im Supermarkt die Nötchen noch dicht gedrängt gekuschelt haben. Wer meint, die Schweizer Lebenserhaltungskosten wären nicht zu toppen, der irrt gewaltig. Standardfleisch für 7 Franken pro 100g und ein Sichtmäppchen, dessen Etikett einem glaubhaft machen will, das Bisschen Plastik sei 80 Rappen wert sind da nur die Spitze des Eisberges. So gibt es halt Pasta aus dem Multipack und Wasser aus dem Kanister.

Der Grund für die lange Blog-Abstinenz liegt aber eher bei einem anderen Übel, das es auch schon nach Neuseeland geschafft hat (und damit meine ich NICHT die unzähligen Kebab-Stände). Genau, die Rede ist von der Schule. Während die Klassen tieferen Levels das Leben geniessen, und ab und zu darüber sinnieren, wie denn nun die Passiv-Form eines Verbs ginge, wenn man überhaupt wüsste, wann diese wie anzuwenden wäre, geht’s in meinem Proficiency-Kurs Schlag auf Schlag. Heute Phrasal Verbs, morgen Briefschreiben, dazwischen noch kurz sämtliche Perfect-Tenses repetiert und einige Bildungslücken gestopft. Dabei merke ich erstmals, dass auch Englischunterricht durchaus anspruchsvoll sein kann. Die Bildung wird somit nicht wie erwartet zum Lückenfüller, wenn einem die Lust am Sightseeing vergangen ist, nein, sie dominiert den Tagesablauf und verdrängt die Schönheiten des Kiwilandes auf die Pendenzenliste, die es irgendwann zwischen Schule-Essen-Hausaufgaben-Schlafen abzuarbeiten gilt.

Jetzt folgt erst mal eine Verschnaufpause, denn bei allem, das hier im Kiwi-Land etwas anders läuft – Wochenende bleibt Wochenende, und das ermöglicht ein zweitägiges Eintauchen ins volle Leben, das man eigentlich schon die ganze Woche über hätte geniessen wollen.

Morgen geht’s deshalb an den Flughafen, den bunt gemischten, mit hervorragenden Solisten gespickten Fliegerzirkus genauer anzuschauen. Vielleicht kann mich dieser etwas von der Schule ablenken, und wer weiss, vielleicht schafft er es ja sogar, die permanent drohend im Hinterkopf lauernden drei Stunden Hausaufgaben für eine gewisse Zeit zu verdrängen.

Also, liebe Leser, denkt nicht, dass ich dem Stress oder der harten Arbeit durch meine Reise um die halbe Welt entflohen bin. Ganz im Gegenteil! Der Alltag hat mich schneller eingeholt, als ich den Jet-Lag loswerden konnte. Eine äusserst tückische Kombination, die es nun schnellstmöglichst auszumerzen gilt. Deshalb steht am Freitagabend nicht Party sondern Bett auf dem Programm, und in genau dieses verschwinde ich nun auch.

Good night!


Achja, noch zum Bild oben.. Vom Zentrum mit Blick Richtung Osten, auffallend das omnipräsente Grünzeug, das zum Verweilen einladen würde, wenn man nicht gezwungen wäre, ohne Freizeit zwischen Bett und Schule zu pendeln