Montag, März 19, 2007

Kampf mit den Elementen


Tja, das Spotterleben kann ab und zu ganz schön fordernd sein.

Nach einer kurzen Nacht entschied sich mein Körper, irgendwann im zweistelligen Stundenbereich doch noch zu erwachen. Dabei nicht unwichtig waren die an Hauswänden kratzenden Bäume und die unüberhörbar hin- und herpolternden Fensterläden in der Nachbarschaft; Die Zeichen stehen auf Sturm.

Flughafenwetter abgehört, dieses bestätigt die Vorahnung: Der Airport wird zurzeit von Westwindböen von bis zu 75 Stundenkilometern heimgesucht, ein Schauspiel, das es nicht zu verpassen gilt.

Also schwinge ich mich nur 45 Minuten nach dem ersten Augenaufschlag auf meinen treuen Drahtesel. Die Strecke ist altbekannt, nicht aber das luftige Element. Geht’s nach Osten sind auf gerader Strecke 55km/h möglich, führt der Weg aber nach Westen muss ich kämpfen, um überhaupt die 20er-Marke passieren zu können. Obwohl der Flughafen in nordöstlicher Richtung liegt scheint es natürlich fast nur gegen den Wind zu gehen, wie das nun wieder geht, weiss ich auch nicht. Trotzdem, nach 37 Minuten stehe ich mit der Kamera bewaffnet am Ort des Geschehens.

Ein Blick auf meinen hastig kreierten Flugplan im MBudget-Notizzettelformat verrät:

1521 A343 LX
1545 A332 LX

1548 A343 LX

1721 B767 BHP

Es sind also 4 Grossraumflugzeuge (neudeutsch: Heavies) zu erwarten, die primäre Beute eines jeden Flugzeugfotografen – ganz einfach deshalb, weil sie vergleichsweise rar sind, und einem nicht wie das Kurzstrecken-Kleinvieh den ganzen Tag über um die Ohren fliegen.

Mutter Natur zeigt sich von ihrer wildesten und verspieltesten Seite. Mit scheinbar grenzenloser Freude schmettert sie den anfliegenden Flugzeugen Böen aus allen Himmelsrichtungen entgegen, sodass die Herren Piloten ab und zu waghalsige Manöver vorführen müssen, um ihre Blechbüchse mittig und möglichst weich auf der Piste 28 abzusetzen.
Danach lechzt natürlich jeder Spotter, und so reibe ich mir ab dem Dargebotenen (schaden?)feudig die Hände. Das Schauspiel ist nett, und einige der furchteinflössenden Fluglagen können trotz der zahlreich vorhandenen Lichtmasten ansehnlich auf den Chip gebannt werden. Im Westen zieht die Regenfront auf, doch ich muss natürlich warten, bis auch der letzte Punkt auf meiner Liste –eine 767 der Belair- endlich eintrudelt.

Als ich mich danach doch losreissen kann und mein Fahrrad besteigen möchte, ist der Sattel von kleinen Tröpfchen übersäht. Doch jetzt geht’s erst so richtig los. Mutter Natur zeigt was sie kann, lässt die Vorhänge regnen und peitscht mir die Böen ins Gesicht. Die Heimfahrt wird dann zu einem nicht enden wollenden, anstrengenden, schaukligen und obendrein noch nassen Abenteuer – die Message ist klar: Auch der sich ab dem fliegerischen Spektakel prächtig amüsierende Dauerknipser soll nicht ungeschoren davonkommen!Und keine Angst, das ist er nicht...

-----Ab hier Neuseeland-----

Dieser Post weist signifikante Parallelen zu Jumbolinos in Zürich auf, er ist nämlich nur ein kleiner wüster Lückenfüller, um Grosses von Grossem zu trennen. Unterhalb dieses Unterzehnzeilers finden sich Einträge aus Neuseeland, obendran die neueren, nach der Heimkehr entstandenen Zeugnisse eines sich im Zwischenjahr befindenden, das Leben geniessenden Berufsnichtstuer.

Samstag, November 11, 2006

20 hours of Sydney

Heute war ein ganz schön anstrengender Tag. Das kommt davon, wenn man ein Gebilde von 24 Stunden mit möglichst vielen Eindrücken und Erlebnissen voll packen möchte. Während die kühnen Plankonstrukte in der Theorie noch ganz nett scheinen, neigen sie sich während des stressvollen Tages immer mehr der Absurdität zu und manifestieren sich am Ende in schmerzenden Füssen.

Doch der Reihe nach. Tagwache war morgens um fünf durch die bestellte Computerstimme des Hoteltelefons. Die neun Stunden Schlaf taten zwar gut, fühlten sich aber –wie immer- als nicht ausreichend an.

Eine Viertelstunde später ging es per Taxi (correction: Wurde das Taxi durch unsere Kartenlese- und Navigierkünste irgendwie gegangen) in ein Industriegebiet nahe des Flughafens, am Rande einer Piste. Der Auftrag: Shoot whatever you can!

Diese Ideologie verfolgten wir tatkräftig, und lichteten alle Flugzeuge, vom Regional-Propellerflieger bis zum Jumbojet ab, die sich uns, anfangs im traumhaften Morgenlicht, später in der immer bissiger werdenden Mittagssonne präsentierten.

Um 11 Uhr war dann Schluss. Nicht nur, weil die Sonne ungünstig stand, sondern weil wir ja nicht ganz dem Kulturbanausentum angehören wollen. So ging es auf einen Abstecher in die Innenstadt von Sydney. In die drei Stunden, die wir uns gaben, wurde ein ausgiebiger Küstenrundgang, eine stündige Hafenrundfahrt und ein paar weitere Foto-Umwege gepackt. Natürlich war es in der Stadt, deren Gebäude klar aus der industriellen und der digitalen Revolution (aber irgendwie nicht dazwischen) stammen, grausam heiss. So verliessen wir den Moloch drei Stunden später wieder, durchgeschwitzt und erschöpft.

Doch ein echter Spotter kennt keinen Schmerz. Vor allem nicht, wenn warmes Abendlicht, schöne Flieger und atemberaubende Hintergründe locken. So verbrachten wir weitere 6 Stunden auf der Flughafenterrasse, bis die Sonne dem Unterfangen ein Ende bereitete.

Noch immer war der Tag nicht fertig. Nun war die Zeit gekommen, nochmals in die Stadt zu fahren, und die ganze Pracht bei Nacht fotografisch festzuhalten. Dies nahm weitere zwei Stunden und weitere exzessive Fussmärsche in Anspruch.

Nun endlich, 20 Stunden nach dem Aufstehen bin ich wieder im Hotelzimmer. 10 Stunden wurden mit Spotten, 5 mit Sightseeing verbracht. 800 Photos auf Chipkarten gequetscht. Nun bin ich bereit für eine laaaaange Nacht, die leider wiederum nur 5 Stunden dauert, da morgen früh ein speziell bemalter Jumbo angekündigt ist. Jaja, man hat’s nicht leicht...

Mittwoch, November 08, 2006

Wie soll man denn da englisch lernen (Fortsetzung...)

Bitte zuerst den nächsten Post lesen, und dann diesen hier. Ich weiss, eine seltsame Ordnung, aber hier in Neuseeland läuft ja alles irgendwie verkehrt.

Wenn mich das Hostel schon im Stich lässt und meinem Anrecht auf korrekte, englisch sprachige Inputs nicht nachkommen kann, muss ich halt selber für mich sorgen. Deshalb, im wunderschönsten Geist der Schule und Cambridge-Test-Preparation eine kurze Verbesserungsübung.
Das ist schnell erklärt, und wird bei uns nahezu täglich im Unterricht praktiziert. Man nehme einen von Fehlern strotzenden Text, erspähe die Ungereimtheiten und korrigiere sie, ohne dabei Sinn oder Länge gravierend zu verändern.

Der Originaltext kann, wie gesagt, im untenstehenden Post bewundert werden.

Verbesserungsversuch 1:

Dear Empire tenants,

Unfortunately our maintenance workers will need to perform a power meter maintenance for he whole building, starting from today 12pm. The staff will need to enter your apartment and cut your power for approximately 20 minutes. We would like you to be present during this process. Should you, however, be unable to do so, we will be required to use our master key to open your door.

We are sorry for any inconvenience and would like to thank you for your cooperation.

Empire management. (87 words)

Und noch präziser und schöner formuliert, Versuch 2:

Dear Empire tenants,

Due to maintenance work on all power meters, our technical experts will need to enter your apartment and cut your power for approximately 20 minutes. This operation will start today at 12pm. Please notice that if you are not in your room, we will be required to use our master key to open the door.

We are sorry for the inconvenience and would like to thank you for your cooperation.

Empire management (75 words)


Ich hoffe das reicht nun um den sehr unvorteilhaften Input durch den Empire-Lift zu absorbieren und sogar gewinnbringend zu verwerten.

Wie soll man denn da englisch lernen?

Da habe ich extra mehrere tausend Franken ausgeben, habe 21 Stunden auf unbequemen Economy-Class-Sitzen ausgeharrt und mich dem grösstmöglichen Zeitunterschied zur Schweiz angepasst. Wofür? Genau – um englisch zu lernen.

Ich gebe ja zu, für einen Grossteil des Nichtenglischsprechens bin ich selbst verantwortlich. Die ständige Gegenwart von Schweizern verleitet halt schon dazu, nachlässig zu werden, und mal wieder das Alpendeutsch hervorzukramen.

Umso wichtiger ist es, dass mir durch das Umfeld gutes Englisch eingeflösst wird. Passivlernen sozusagen.

Was ich jedoch heute im Lift unserer Unterkunft erspäht habe, ist diesem Prozess nicht wirklich dienlich und bewegt sich sprachlich etwa auf dem Niveau zypriotischer Dreisternhotels. Man zähle selber: Läppische 75 Worte und 10 offensichtliche Fehler. Wie zum Teufel soll ich da englisch lernen?


Samstag, Oktober 28, 2006

On the road

So, auch mal wieder da. Diesmal mit einigen Erlebnissen von Neuseelands Strassen. Es tat gut, mal etwas aus Auckland herauszukommen und die neuseeländische Landschaft zu bestaunen. Dabei gab’s auch viel lehrreiches zu erfahren.

Zum Beispiel die Tatsache, dass gewundene Passstrassen (siehe links) als State-Highways verkauft werden und laut Beschilderung mit 100 Stundenkilometern zu befahren sind. Selbst mit dem drehfreudigsten Vehikel würde man jedoch schon bei der halben Geschwindigkeit aus den Kurven spicken.

Diese State Highways sind sowieso so eine Sache. Die Hauptverkehrsachse (und natürlich auch die einzige Verbindung) zum nördlichen Ende des Kiwi-Landes besitzt gerade mal eine Spur pro Richtung, führt über diverse Pässe und durch sämtliche Dörfer, wo grundlos hingepflanzte Ampeln schon gierig darauf warten, den ohnehin zäh laufenden Verkehrsfluss ganz zu unterbrechen.

Eine weitere interessante Eigenschaft der neuseeländischen Strassen sind die inoffiziellen Meilensteine. Überfahrene Opossums lassen sich mit beachtenswerter Regelmässigkeit etwa jeden Kilometer ausmachen. Plattgewalzte Igel markieren die 10 Kilometer, und alle 100 trifft man auf zwei auf den Asphalt gepresste Vögel.

Überfahrene Vögel, gibt’s denn so was? Klaro, hier schon. Den Grund dafür hat mein Reiseführer auch schon parat. Da es in Neuseeland vor der Ankunft der Europäer noch keine Säugetiere gab, hatten die Federviecher am Boden keine Feinde. Ergo mussten sie auch nicht fliegen. Leider scheinen diese armen Tiere jedoch etwas schwer von Begriff zu sein, denn auch hundert Jahre nach der Einführung von Säugetier und Auto spreizen sie nur in den wenigsten Fällen ihre Flügel. Jedenfalls ziehen sie es vor, die Strasse tapsender- statt fliegender Weise zu überqueren, was sie dann halt eben zu einer leichten Beute werden lässt.

Freitag, Oktober 13, 2006

Lahme Bestien

Mal wieder ein Eintrag, oh Wunder! Viel war diese Woche aber auch nicht gelaufen, und berichtenswert war davon schon gar nichts. Wer es noch nicht gemerkt hat, vom letzten Weekend befinden sich ein paar Bilder in der Gallery, vom Trip nach Waiheke.

Nun aber zu heute. Um endlich mal mit der einheimischen Kultur in Berührung zu kommen, gingen wir uns heute ein Rugby-Spiel anschauen. Nicht irgendeines - das Halbfinal zwischen Wellington und Auckland! Viel Zündstoff also für eine grandiose Partie.

Denkste! Die Stimmung im Stadion erreichte zu besten Zeiten Hardturm-Niveau. Und zwar nicht wie bei einem Zürcher Derby, sondern wie bei einer Nullnummer gegen Aarau. Der "Eden Park", der eigentlich 40'000 fassen würde, war dann (trotz nur 10 CHF für ein Stehplatzticket) auch nur zur Hälfte besetzt. Und die paar Leute, die sich ins Stadion verirrt hatten, schienen auch eher zu den stillen Geniessern zu gehören. Die meiste Zeit herrschte Totenstille, nur bei einem Touchdown konnte ein schwaches Johlen von da und dort vernommen werden, und ab und zu wurde gar zaghaft eine Hand in den Abendhimmel gestereckt. Auch die Cheerleader brachten da keine Besserung, sassen sie doch nur neben dem Feld und schauten dem (langweiligen) Geschehen zu.

Die einzigen, die Stimmung machten, waren wir. Der Schweizer Fanblock, bestehend aus 30 die Regeln nicht kennenden aber trotzdem immer am lautesten schreienden Eidgenossen, zog viele Blicke auf sich. Wir fielen nicht nur durch unsere Fangesänge auf (scheint hier etwas unbekanntes zu sein), sondern auch durch unser patriotisches Transparent.



Achja, die Hauptstädter gewannen übrigens das Match, das, obwohl es laut Zeugenaussagen zu der spannenderen Sorte gehörte uns überhaupt nicht überzeugen konnte und bestenfalls als nette Hintergrundkulisse für Smalltalk diente. 30-15 für den überraschenden Underdog Wellington, Titelverteidiger Auckland ist demnach aus dem Rennen. Genauen Matchbericht findet man beim NZ-Herald

Freitag, Oktober 06, 2006

Aufstockung

Soeben die dritte Schulwoche erfolgreich beendet. Scheint auch immer einfacher zu werden, jedenfalls kommt es mir die sprachliche Tüpflischisserei schon weit weniger schwierig vor als auch schon. Auch sonst gibt's erfreuliche Meldungen.
Die Schule hat ein Barbeque spendiert. Zwar weiss niemand so genau wieso, aber immerhin war's gratis. Leider waren die Würste, da einige arabische Mitschüler zurzeit gerade Rammadan feiern, aus eher ungeniessbarem Lammfleisch. Wieso nun die ganze Schule böckelnde Würstchen verzehren muss, die die armen Araber ja eh nicht kosten können, da sie erst nach Sonnenuntergang wieder reinhauen dürfen, ist ein ungeklärtes Rätsel. Aber geschenkten Gäulen schaut man ja nicht ins Maul, und geschenktes Essen haut man lieber in selbiges rein ohne zu motzen.

Dafür habe ich für euch was schönes. Endlich gibt's ein paar Bildchen mehr, als die paar, die jeweils im Blog zu sehen sind. Einfacher Gratis-Gallerie sei Dank ist das nicht mal so aufwändig für mich, und für die Betrachter sowieso nicht. Also. Haut rein (auch garantiert ohne Lammgeschmack). Die Gallerie kann (wie übrigens auch der Blog) zukünftig auf www.TisGoesNZ.ch.vu abgerufen werden.

Morgen geht's auf eine Insel, welche sich 45 Fährminuten von der City entfernt befindet und auf den klingenden Namen Waiheke hört. Dort soll es sogar möglich sein, ein Bike zu mieten, eine seit langem intensiv vermisste Aktivität. Zwar kostet der Tagesdrahtesel laut einigen Aussagen fast so viel wie sein motorisierter, viermotoriger Feind, aber das ist es wert.

Mittwoch, Oktober 04, 2006

Up where we belong...

Keine Angst, ich rezitiere keinen Joe Cocker-Song. Allzu lange möchte ich eh nicht machen, da es schon wieder spät ist, und ich dringend etwas Schlaf benötige. Deshalb nur soviel:
Heute waren wir fliegen, in einer kleinen Cessna ging's über die Stadt Auckland und viele der grünen aber äusserst eintönigen Vororte. Ein grösseres Highlight waren da schon die grandiosen Küstenlandschaften und die eindrücklichen Felsformationen.
Anfangs verursachte das Wetter (nach zwei Tagen Dauerschiffen und äusserst pessimistisch anmutenden Prognosen) noch nervöse Überlegungen. Doch sobald wir in der Luft waren, verzogen sich die Wolken und gaben einen tollen Blick auf diese wunderschönen Landschaften frei.

Einen ausführlichen Report mit mehr Bildmaterial gibt es wie immer im Flightforum - interessierte Besucher folgen bitte diesem LINK

Für Klickfaule hier noch zwei Bildchen direkt, damit zumindest ein gewisser Eindruck haften bleibt.