Samstag, September 30, 2006

Fisch-, Grün- und anderes Zeug

Die aktuelle Episode wird ganz und gar kulinarisch. Hauptgrund dafür ist das „Seafood Festival“, das ich heute zusammen mit ein paar Kollegen besucht habe. Auf dem 15 Stände umfassenden Festgeläde unten am Hafen konnte man –nach der äusserst schwer fallenden Trennung von 20$ nur schon für den Eintritt- jegliche Kreaturen des Meeres, in Originalform oder schon auf Häppchengrösse zurechtgestutzt, betrachten. Für uns Schweizer, die ausser banalen Süsswasserfischen nix seefoodiges zu Gesicht bekommen, das nicht aus einer Findus-Packung stammt oder zumindest eine lange Zeit in Eis gelegen hat, natürlich ein Highlight!

Von 20cm-Langusten, die bereit zum Auslöffeln für 15 Dollar feilgeboten wurden über jegliche Fischsorten bis hin zu Muscheln in allen Schalenformen gab’s alles. Auch folgende Unterwasserstachelwollknäuel suchten ihre Verspeiser, wobei ich mir weder im Klaren bin, wie die Kreaturen genau heissen, noch, ob man die essen kann und schon gar nicht, ob sie dann auch noch schmecken.

Anyway. Einen Besuch war’s sicher wert. Leider kann die heute erfahrene Fisch-Übersättigung keineswegs den akuten Grünzeugmangel kompensieren. Wie schön wäre es, mit der Gabel auf eine farbenfrohe Gemüseplatte einzustechen – aber nein, das höchste der Gefühle im Fastfood-Mekka Auckland ist ein Salatblatt im Sandwich.

Umso grösser mein Schock, als ich vorhin im Kühlschrank dieses orange, längliche Ding erspäht habe. Ich glaube, man nennt es Rüebli. Keine Ahnung, wie sich das da rein verirren konnte, aber ich bin ihm äusserst dankbar. Eigentlich wollte ich es ja in meine obligate Pasta mit Salamiflöckchen (laut Packung „original italian“, laut meinem Geschmack definitiv nicht) und koreanischer Barbequesauce (ob die koreanisch ist, weiss ich auch nicht, aber zumindest ist sie unlesbar angeschrieben) mischen. Doch nach dem Schälen musste ich den überwältigenden Symptomen meiner anhaltenden Deolusation (olus, lt. – das Grünzeug) nachgeben und das Teil roh verspeisen. Hat übrigens nicht viel hergegeben, ich werde wohl auch in dieser Nacht mein Bett vollsabbernd von Tango-tanzenden Broccolis und Salti schlagenden Pepperonis träumen.

Achja,
Wenn wir schon beim Thema Fisch sind. Gelernt gestern in der Schule, mal wieder ein ganz toller Ausdruck, der von der hochstehenden englischen Sprachkultur zeugt:

"To have bigger fish to fry"
(Etwas wichtigeres zu tun haben.)

In diesem Sinne - blubb und schönes Weekend!


Freitag, September 29, 2006

Two weeks over

Wieder mal Freitag. Schon der zweite hier. Das geht ja rasend schnell, obwohl ich dies mitten in der Monotonie eines Schultages jeweils etwas anders sehe.

Anyway. Es ist Zeit für ein kurzes Resümé. Dies fand zumindest die Schule, und liess uns schon mal den kompletten Satz Abschlussprüfungen des letzten Jahres schreiben, um zu sehen, wie gut uns der Stoff bekommen hat. Surprise, Surprise, ich könnte fast vom Gedanken befallen werden, ob ich denn in der richtigen Klasse bin. Doch keine Angst, liebe Leser, dies ist durchaus positiv gemeint! Ich hätte nämlich alle Tests, hätten sie denn gezählt, mehr oder weniger mit Bravour bestanden. Mit 60% der möglichen Punkte käme man durch, beim Reading-Test hatte ich 83%, bei der angewandten Grammatik deren 75 und beim Hören und Verstehen waren’s noch knappe 70. Aufsatz steht noch aus, doch der dürfte auch durchgekommen sein.

Gut, zugegeben, es basiert nicht alles auf Können. Einige Teile der jeweiligen Papers avancierten zum fröhlichen Rätselraten, das nur dank etwas Verstand und einer seeehr grossen Portion Glück erfolgreich komplettiert werden konnte. Andere der Klasse hatten ein weniger glückliches (Schreib-)Händchen und dümpeln in Prozentsatzregionen zwischen 20 und 30 herum. Das wäre eigentlich auch der Erwartungswert, umso glücklicher bin ich, diesen bei weitem geschlagen zu haben. Das heisst also nun, ich könnte eigentlich zurücklehnen, die Tage mit Sightseeing und die Nächte mit Parties verbringen, und die Schulstunden zum Aufholen des dringend benötigten Schlafs nutzen (wie dies einige Kameraden auch schon erfolgreich vorgeführt haben.) Aber ihr kennt mich ja, ich bleibe brav....:)

So, fertig Schul-Talk. Ist ja schliesslich Wochenende. Was gibt’s sonst zu erzählen? Sushi ist hier keine überbezahlte Delikatesse, sondern Fastfood mit nur leicht von der Schweizer Version abweichenden Qualitätsstandards aber viiieeeel angenehmeren Preisen. So hat sich die tägliche Portion Reis mit Algen schon als favorisiertes Mittagessen herauskristallisiert.

Weiter durften wir heute erfahren, dass die Aucklander keine Kinogänger sind – sassen wir doch nur gerade zu zehnt im für mehr als 200 Personen konzipierten Saal.

Sonst gibt’s nicht mehr viel interessantes zu erwähnen. Aber zwei Bildchen habe ich noch. Könnt ihr euch noch an meinen Vergleich zwischen dem Mount Eden und der Schweizer Alpwiese erinnern? There we go – nix getürkt, dafür hätte ich eh keine Zeit. (Na doch, nun mit diesen Noten ja eigentlich schon....)




Dienstag, September 26, 2006

AKL

Heute wird’s erneut sehr kurz. Ich bin schon wieder auf dem besten Weg, ein Schlafmanko einzufangen, und gegen diesen Umstand muss nun mit harten Bandagen angekämpft werden. Deshalb muss die Bloggerei in fünf Minuten erledigt sein, sodass ich wenigstens sieben Stunden Schlaf geniessen kann.

Aber keine Angst. Etwas habe ich trotzdem für euch. Ich habe es nämlich endlich geschafft, die Fligerbilder vom Samstag online zu stellen. Die sind zwar nur bedingt so geworden, wie ich das gerne gewollt hätte, trotzdem habe ich damit zufrieden zu sein. Denn weder das Wetter noch die dreckigen Scheiben der Terrasse waren der Qualität irgendwie dienlich, doch das ist halt Spotterpech. Damit verbunden ist aber auch die Feststellung, dass es nur noch besser werden kann. Nicht nur die Tage werden länger, sondern auch die Sonnenscheindauer. Und es gibt noch so viele schöne Plätze rund um den internationalen Flughafen von Auckland zu entdecken, dass ich mir sicher bin, dass ich in den nächsten drei Monaten noch einige Schmankerln (Neudeutsch „Goodies“ genannt) werde präsentieren können.

Denn vom Traffic her ist Auckland wirklich prächtig. Gut, der Flugplan präsentiert sich nicht halb so umfangreich wie dieser von Zürich. Dafür ist aber das herumschwirrende Freiwild umso korpulenter, und verfügt nicht selten auch noch über eine schöne Bemalung. Ganze Inseln werden da auf Flugzeugrümpfe gepinselt, alles zu des Spotters Freude natürlich.

Ich mache nun schon Schluss. Wer etwas Fliegerle guggen möchte, kann dies dem untenstehenden Link auf meine Homepage folgend gerne tun – weniger fliegerangefressenen Lesern wird selbstverständlich erlaubt, kurz die zwei Bildchen zu überfliegen, es damit gut sein zu lassen und auf nicht-aviatische Themen zu warten.

Link:

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Bildchen:

Der Inselflieger:


Air New Zealand - die Einheimischen


Montag, September 25, 2006

Portrait eines Kaninchenstalls

Anders als der umfangreiche Titel vermuten lässt, wird die heutige Episode reichlich kurz. Aufgrund akuter Müdigkeit (irgendwie braucht man auf der Südhalbkugel mehr Schlaf...) und fehlender weiterer interessanter Erlebnisse lasse ich nur ein paar Bilder sprechen. Diesmal geht’s auf eine ganz kleine Wohnungstour. Keine Angst, erschöpft wird man dabei nicht – in höchstens 10 Schritten hat man sowohl jedes Zimmer betreten als auch jeden erdenklichen Winkel des „grosszügigen“ Living-Rooms aufgesucht.

Also. Bild 1, Living-Room mit Blick in Richtung Küche, rechts der Kochkombination ist der Eingang zu meiner Schlafbox auszumachen.

Bild 2 zeigt denselben Raum von der gegenüberliegenden Seite. Zu sehen das (viel zu kurze) Sofa und der TV, der, wenn er gerade einmal einen guten Tag erwischen sollte, sogar bis zu zehn Kanäle zu offerieren im Stande ist. Diesmal links, zwischen der Küchenkombination und dem grosszügigen Esstisch wiederum die Pforte des Kaninchenstalls aka mein Zimmer.

Bild 3 zeigt dieses 7m2-Prunkstück nun in seiner vollen Grösse. Hinten am Fenster der herzige Schreibtisch. Allgegenwärtig das übergrosse Bett, das seine eigentliche Funktion jedoch nur während kurzen Zeitintervallen erfüllt und während dem Rest des Tages wahlweise seine Dienste als Esstisch, Bücherregal, Kleiderschrank, Papierablage, Schreibtisch oder Sofa verrichtet. Ein echtes Multitalent!

Sonntag, September 24, 2006

Mt Eden

Der Mount Eden heisst nicht nur so paradiesisch, er ist es auch. Nachdem ich heute den ganzen Tag nur gearbeitet hatte (keine Angst, nicht nur für die Schule), entschied ich mich, wenigstens die Abendsonne noch kurz live zu erleben. Auf besagten Mount Eden wollte ich sowieso schon lange mal, bald war ein Bus gefunden, und nach kurzer Fahrzeit war ich auch schon am Fuss des Vulkanhügels angelangt. Der Aufstieg bedurfte dann einiger Kondition (wenn man ihn nicht –wie 95% der Besucher- mit dem Auto erledigen möchte) und kann fast mit einer kleinen schweizerischen Bergwanderung verglichen werden.

Auch auf dem ersten Zwischenplateau war’s dann auch ganz und gar eidgenössisch. Für einmal nicht die Leute, die die gleiche Sprache sprachen, sondern vielmehr das Meer aus Kuhfladen, das es unbeschadet zu durchqueren galt. Doch die Odysee hat sich gelohnt. Hinter einer kleinen Kuppe aus saftigem Gras tut sich auf einmal der Blick auf den mir zu Füssen liegenden Business-District auf. Wundervoll!

Ich steige noch ein wenig weiter hoch und komme zum höchsten (und beliebtesten) Punkt des längst erloschenen Vulkanes, der mit seinen 198 Metern über Meer als höchste Erhebung der Gegend über der City thront. Hier treffe ich die vielen Autofahrer wieder, die es sich auf dem riesigen Parkplatz gemütlich gemacht haben, und –so wie ich- dem Sonneuntergang entgegenfiebern. Fast-Food-Romantik, sozusagen.

Obwohl die Kuppe mit dem imposanten 50-Meter-Krater touristisch das beliebteste Ziel sein mag, habe ich mein kleines Paradies auf einer Wiese auf halber Höhe gefunden. Kein Aucklander scheint sich aus der sicheren Nähe seines Wagens zu begeben, und schon gar nicht auf einen rustikalen Trampelpfad. So habe ich die ganze Ebene für mich, totale Stille, hier inmitten der Ein-Millionen-Metropole. Die Unterschiede zu Schweizer Alpgebieten sind kaum mehr auszumachen, und dreht man den Blick weg vom Skytower, könnte man wirklich meinen, man sei auf eine abgeschiedene Almwiese transferiert worden. Hebt man jedoch den Kopf und sieht die wundervolle Skyline unter einem glitzern, beobachtet die winzig kleinen Autos, wie sie, alle wie auf Schienen fahrend bestimmt dem Zentrum entgegensteuern, wird einem erst die wahre Schönheit dieses Plätzchens klar.

Ich habe mein Paradies heute gefunden. Zwar habe ich in dieser Woche, die ich nun schon in Neuseeland weile, ausser Auckland, Suburbs und Flughafen noch nichts gesehen. Aber die Tatsache, dass ich schon jetzt so viele traumhafte Fleckchen kennen gelernt habe stimmt mich positiv, dass in den unendlichen Weiten des Kiwi-Landes noch viele weitere Paradiese auf mich warten.

Samstag, September 23, 2006

Multikulti

Sodele. S’ist mal wieder spät geworden, aber dafür sind Samstag-Abende ja da. Der Tag war ganz okay, der erste Besuch am Flughafen ist ziemlich erfolgreich verlaufen. Weitergehende Ausführungen dazu dann aber morgen, wenn man auch die Bilder wird bestaunen kann.

Heutiges Thema: Multikulti. Multikulti ist in Auckland omnipräsent. Man geht keine zehn Meter weit, ohne mindestens einen Asiaten und einen Maori im Blickfeld zu haben. Multikulti gabs aber "in extremis" auch auf der Fahrt mit dem Bus zum Flughafen. Die Vorstadt, in der die Buslinie endete, und in der auf das (viel zu teure...) Taxi gewechselt werden musste, hiess Manere. Das „Manere Town Centre“, welches von der Tafel der Haltestelle prangte, war weit und der einzige englische Ausdruck. Sonst alles Maori-Sprache, rundherum Maoria-Menschen, und mittendrin zwei nicht ins Bild passende Blondschöpfe mit je rund 3'000 Franken in Form von Kameras und Objektiven am Rücken. Ein mulmiges Gefühl beschlich uns ja schon, als wir in dem heruntergekommenen Zentrum herumschlichen. Diese Maori sind von fester Statur (O-Ton Sascha K.: "Mann, lueg der die Fätze ah...!"), tragen meist furchteinflössende Mienen, und ihr unverständliches Geschwafel hört sich auch nicht ungefährlich an. Wir sind jedoch ungeschoren davon gekommen, und können uns nun freuen, einmal hinter die herausgeputzte Fassade der Weltstadt Auckland geblickt zu haben.


Multikulti gibt’s aber auch im kleinen Kreis. Zeit, hier meine zwei Mitbewohner vorzustellen (siehe Bild oben). Das wäre zum einen Christian, 20, aus Paris, und Young-Hwan Kwon, 23 (aber zwei Köpfe kleiner als wir alle...) aus Südkorea. Trotz heftigen Verständigungsproblemen kommen ab und zu interessante Gespräche zustande. Habt ihr gewusst, dass man in Südkorea 2 Jahre Militärdienst leisten muss?

Achja, sollte sich jemand von euch dem heutigen Motto auch noch multikulturell betätigen wollen, hier die Gelegenheit dazu! Wie wär's mit ein wenig koreanisch?
Dies der Name meines Zimmergenossen:
Und dies sollte meiner sein...:)

Freitag, September 22, 2006

Weekend

Keine Angst, ich lebe noch.

Obwohl, in Auckland zu überleben, ist ziemlich tückisch. Wenn man es geschafft hat, beim über die Strasse gehen den Kopf in die richtige Richtung zu drehen und somit nicht angefahren zu werden, und wenn einem auch das stark chlorhaltige Trinkwasser, das vom Inhalt eines Goldküsten-Swimmingpools kaum zu unterscheiden ist, nicht umhauen konnte, folgt der Schock garantiert beim Blick in die Brieftasche. Gähnende Leere, wo vor dem Besuch im Supermarkt die Nötchen noch dicht gedrängt gekuschelt haben. Wer meint, die Schweizer Lebenserhaltungskosten wären nicht zu toppen, der irrt gewaltig. Standardfleisch für 7 Franken pro 100g und ein Sichtmäppchen, dessen Etikett einem glaubhaft machen will, das Bisschen Plastik sei 80 Rappen wert sind da nur die Spitze des Eisberges. So gibt es halt Pasta aus dem Multipack und Wasser aus dem Kanister.

Der Grund für die lange Blog-Abstinenz liegt aber eher bei einem anderen Übel, das es auch schon nach Neuseeland geschafft hat (und damit meine ich NICHT die unzähligen Kebab-Stände). Genau, die Rede ist von der Schule. Während die Klassen tieferen Levels das Leben geniessen, und ab und zu darüber sinnieren, wie denn nun die Passiv-Form eines Verbs ginge, wenn man überhaupt wüsste, wann diese wie anzuwenden wäre, geht’s in meinem Proficiency-Kurs Schlag auf Schlag. Heute Phrasal Verbs, morgen Briefschreiben, dazwischen noch kurz sämtliche Perfect-Tenses repetiert und einige Bildungslücken gestopft. Dabei merke ich erstmals, dass auch Englischunterricht durchaus anspruchsvoll sein kann. Die Bildung wird somit nicht wie erwartet zum Lückenfüller, wenn einem die Lust am Sightseeing vergangen ist, nein, sie dominiert den Tagesablauf und verdrängt die Schönheiten des Kiwilandes auf die Pendenzenliste, die es irgendwann zwischen Schule-Essen-Hausaufgaben-Schlafen abzuarbeiten gilt.

Jetzt folgt erst mal eine Verschnaufpause, denn bei allem, das hier im Kiwi-Land etwas anders läuft – Wochenende bleibt Wochenende, und das ermöglicht ein zweitägiges Eintauchen ins volle Leben, das man eigentlich schon die ganze Woche über hätte geniessen wollen.

Morgen geht’s deshalb an den Flughafen, den bunt gemischten, mit hervorragenden Solisten gespickten Fliegerzirkus genauer anzuschauen. Vielleicht kann mich dieser etwas von der Schule ablenken, und wer weiss, vielleicht schafft er es ja sogar, die permanent drohend im Hinterkopf lauernden drei Stunden Hausaufgaben für eine gewisse Zeit zu verdrängen.

Also, liebe Leser, denkt nicht, dass ich dem Stress oder der harten Arbeit durch meine Reise um die halbe Welt entflohen bin. Ganz im Gegenteil! Der Alltag hat mich schneller eingeholt, als ich den Jet-Lag loswerden konnte. Eine äusserst tückische Kombination, die es nun schnellstmöglichst auszumerzen gilt. Deshalb steht am Freitagabend nicht Party sondern Bett auf dem Programm, und in genau dieses verschwinde ich nun auch.

Good night!


Achja, noch zum Bild oben.. Vom Zentrum mit Blick Richtung Osten, auffallend das omnipräsente Grünzeug, das zum Verweilen einladen würde, wenn man nicht gezwungen wäre, ohne Freizeit zwischen Bett und Schule zu pendeln


Dienstag, September 19, 2006

Sky Tower

Heute stand der erste richtige Schultag auf dem Programm. Damit verbunden die Feststellung, dass auch Englischunterricht durchaus anspruchsvoll und fordernd sein kann. Gut so einerseits, nur blöd, dass soeben maturierte Gymischüler eher auf Ferien als auf Büffeln geeicht sind. Naja, wird sich schon irgendwie einpendeln.

Nach der Schule ging es dann auf eine weitere Erkundungstour. Hier konnte unter anderem festgestellt werden, dass die Kiwis gerne essen müssen, denn ganze Strassenzüge brillieren als einziges Multikulti-Büffet. Vom Kebab, dessen Siegeszug zur Weltherrschaft nun auch schon Ozeanien zu erriecht haben scheint übers Billig-Sushi bis zu McDonald’s – kreti und pleti ist hier und bietet Essen feil.

Wir liessen den Fressjungel jedoch hinter uns, und erklommen (tschuldigung, wurden erklommen, und dies für läppische 20 Franken) den „SkyTower“, das 328 Meter hohe Wahrzeichen Aucklands. Eigentlich ging’s ja nur um das Verschaffen eines Überblicks – dass wir dann im seeehr gut betuchten Drehrestaurant dinierten, ist auf eine grosse Portion Mut und Unerschrockenheit zurückzuführen. Das von mir so geliebte Preis-Masse-Verhältnis war zwar –wie eigentlich immer in solchen Locations- mehr als dürftig, aber wenigstens haben sowohl die Kalamari als auch das Poulet an Honigsauce gemundet....

Belohnt wurden wir übrigens mit einem grandiosen Überblick über den CBD (Central Business District, oder auf Altdeutsch „Stadtzentrum“ für solche, die nie Geografieunterricht geniessen durften...). Hiervon stammt auch dieses Foto – ohne Stativ und nur dank einigen Verrenkungen zustande gekommen.

Das war’s für heute. Vom Nobelrestaurant ziehe ich mich nun wieder in meinen 9m2 –Kaninchenstall zurück und haue mich auf’s Ohr. Denn morgen folgt eine nahrhafte Portion „Phrasal Verbs“, unterbrochen vom üblichen Uni-Mittagsfrass; unglaublich grosse Portionen für wenig Geld. Welch Kontrast!


Montag, September 18, 2006

Lemon & Paeroa


So, mal wieder ein Lebenszeichen aus dem Kiwi-Land. Nachdem schlafen in Trainer und Pullover (die Kiwis schaffen es weder, ihre Häuser gescheit zu isolieren, noch effiziente Heizungen zu bauen – daher brachte ich die Innentemperatur nie über frostige 18 Grad) eine Tortur war, stand ich früh auf, um etwas die Gegend zu erkunden. Gut, eigentlich war ich ja vom Hunger getrieben und nur auf den nächsten Supermarkt scharf, aber das tönt nicht annähernd so schön :)

Nun gut. Supermarket vier Blocks weiter erspäht, und mich sofort hineingestürzt ins Fressalien-Paradies, in die neue kulinarische Welt, die es zu entdecken galt und noch immer gilt.

Einige Kostproben vom ersten Streifzug:

M&M’s „Crispy Mint“. Während die kleinen Schokodrops in unseren Breitengraden bunt sind, beschränkt sich das Farbspektrum dieser seltsamen Spezies auf grün und weiss. Passt auch zum Minzegeschmack natürlich. Wer nun ein auf Erbsengrösse komprimiertes After Eight erwartet wird enttäuscht – der cremige Kern der Londoner Nasch-Köstlichkeit ist einem knusprigen Cornflakes-Brei gewichen. Mir sind zwar Schoko-M&M’s noch immer lieber, aber auch die knusprig-herbe Kiwi-Spezialität ist durchaus geniessbar, und eignet sich hervorragend als Gaumen-Dauerbeschuss während monotonen Arbeiten.

Brot. Tja, das ist so eine Sache. Knusprig sollte es ja schon sein, luftig leicht, wie frisch vom Bäcker. Auch heute morgen wollte ich auf ein feines Brot nicht verzichten – doch die Suche nach einem Laib mit oben aufgeführten Eigenschaften blieb erfolglos. Gelernt habe ich: Die Neuseeländer mögen’s bequem. Die gesamte Brotkollektion im Supermarkt bestand zu 70% aus Toast-Brot, die zweite feste Grösse sind schon vorgeschnittene Brothaufen. Wozu auch selber schneiden, wenn das ja der Bäcker für einen erledigen kann? Klaro. Dass das Brot nicht meinen hohen Erwartungen entsprach ist selbstredend, aber man kann es knapp essen und es füllt auch ordentlich.

Aller guten Dinge sind drei, deshalb noch ein weiteres Kiwi-Produkt. „Lemon und Paeroa“. Tönt exotisch, ist es auch! Paeroa ist die Quelle, von der das Gesöff stammt, aber auch Synonym für die Grosszahl geheimer Kräuter, die der Zitronenlimonade laut Packung noch beigemischt wurden. Das Gebräu, das es seit 1907 gibt, das es aber nie über die Kiwi-Grenze hinaus in die weite Welt geschafft hat (warum nur, das Zeug ist guuut!), schmeckt in etwa, wie wenn man beherzt in einen Zitronenmelissestrauch beissen würde. Wirklich nicht übel, und da so exklusiv, wird es genossen, solange dies noch möglich ist.



Samstag, September 16, 2006

Singapore (continued...)

Diesmal nur kurz – das Internet-Abo läuft bald ab, auch mein Flieger geht in zwei Stunden, und etwas essen müsste ich auch noch (diesmal sicher nicht mehr Pizza)

Der Besuch Swimming-Pools kann vollumfänglich weiterempfohlen werden. Keine Guards, keine Kameras, pure Lebensfreude direkt über dem Vorfeld. Entspannendes Plantschen mit Kerosingenuss ist das höchste der Gefühle, das muss man einmal erlebt haben.

Liebe Unique, ihr könnt einpacken. 300 Internet-Terminals auf Flughafengebiet, mehrere Fitnesscenter, überall verteilte Fuss- und Ganzkörpermassagegeräte, viele Restaurants und Beizen – hier in Singapore wird einem nicht langweilig. Und sollte doch einmal etwas Einöde aufkommen, braucht man sich nur mit einer Kamera an ein Fenster zu stellen, etwas zu warten, und schon ist man von vier Uniformierten im Abstand von 5 Metern umringt. (Neu gesichteter Typ: Der Machetenmann!) Mir heute passiert, deshalb hab ich dann ganz brav die Kamera zusammengepackt, und bin etwas durchs Terminal gewandelt. Und siehe da – mindestens ein Uniformierter blieb mir noch 10 Minuten auf den Fersen.

Tja, andere Länder, andere Sitten. Scheinbar sind es ja die Singapuri, die die Schweizer wegen ihren hohen Standards bewundern. Doch eigentlich müsste dies eher umgekehrt sein...Mal schauen, was Auckland zu bieten hat. Für mich geht’s jetzt weiter, und tschüss!

Achja, noch eine Impression aus einem der "Gardens" am Airport - schön, nicht? In Zürich gibt's als Gegenstück nur nüchterne Betonwüsten, und etwas profillose Glasfassaden...

Singapore

Das fängt ja schon gut an. Da denke ich, mit meiner weiten Reise endlich der gesitteten Zivilisation, wie sie zuhause in der (Bünzli-)Schweiz Gang und Gebe ist, entfliehen zu können. Ganze 12 Stunden Jumbo-Flug, d.h. etliche CSI- und Dr. House-Staffeln später lande ich in Singapore. Die Landschaft während des Endanfluges sah ja vielversprechend anders aus – doch kaum durch den Zoll holt mich die Realität schon wieder ein. Ich beginne mit einigen Rundgängen durch die zwei Terminals – doch ganz so frei, wie ich es gerne hätte, bin ich nicht. Alle zehn Meter blicke ich ins grimmige Antlitz eines Uniformierten, der wahlweise mit Schlagstock, Revolver oder MG ausgestattet ist und den unumstösslichen Fels in der Passantenbrandung gibt.
Übrigens bringt auch ein Besuch im Freien nichts. Zwar sind die Uniformierten dort weit spärlicher gesät, jedoch drängen einem 35 Grad Celsius und eine tropische (hmm, ich bin ja hier in den Tropen) Luftfeuchtigkeit umgehend wieder ins angenehm klimatisierte Gebäudeinnere zurück.
Was tun? Restaurants abklappern – gute Idee. Asiatisch hatte ich im Flieger schon zweimal, also wird schlussendlich doch der Italiener („Experience the real taste of Italy“) vorgezogen. Schlechte Wahl. Die Pizza, die echte Italianità versprühen sollte glich geschmacklich höchstens einer Gucci-Schuhsole. Aber ich bin satt, das ist das Wichtigste.

Nun mal einen Punkt ausgesucht, von dem man etwas fotografieren kann. Glücklicherweise ist das WLAN-Terminal gleich daneben, so kann man sich beschäftigen, wenn mal wieder nix läuft. Denn in Singapur ist, entgegen der Meinung von in Fernweh schwelgenden, gelangweilten Zürcher Terrassenspottern gar nicht so viel los. Ab und zu mal irgend ein Veteranenflieger mit chinesischen Schriftzeichen, sonst Garuda, Singapore, Malaysian, Singapore, Garuda, schon wieder Singapore, wow, ne Cathay!, Singapore, Singapore, Singapore...
Blöd nur, dass der Punkt inmitten zweier Terminals (und natürlich hinter einer Glasscheibe) liegt, und man somit nur während 5-7 Sekunden die startenden Flieger sieht. Da heisst es schnell sein – wie nur, nach 24 Stunden ohne Schlaf!? Also konzentriert man sich besser auf die lahmen Enten, die nur vorbeirollen – da bleibt auch für Halbwache mit Jet-Lag eine reelle Chance, ein gescheites (wenn auch langweiliges) Bild zu machen. Schupp....das war die Gulf Air gewesen. Nicht getäxelt, sondern gestartet. Wo kam die denn wieder her? Jedenfalls stiess sie sich in ihrem edlen Goldmantel anmutig und nahezu in Zeitlupe vom asiatischen Boden ab. Doch immer noch viiel zu schnell für mich. Denn bis ich die Kamera endlich knipsbereit und auf das heiss begehrte Objekt gerichtet hatte, war der Goldvogel schon hinter einer Lichtmastenarmada in Deckung gegangen.

Tja, so sitze ich nun also in Singapore. Stets unter dem wachsamen Auge der Polizei, die mehr Verunsicherung schafft als sie jemals verhindern kann. Ich gebe zwar vor zu spotten (die andern Besucher schauen mit neidischen Blicken auf meine lange Linse), aber in Tat und Wahrheit bin ich den Tigers, JetStars und Silkairs, die mir, Mücken gleich - viel zu flink, um sich fangen zu lassen - um den erschöpften Kopf schwirren, hilflos ausgeliefert.
Eine letzte Hoffnung bleibt: Der flughafeneigene Swimming-Pool. Sollte dieser entgegen meinen Erwartungen nicht mit Unterwasser-Überwachungskameras und patrouillierenden Officers am Beckenrand ausgestattet sein, könnte es dort noch entspannend werden. Ihr werdet’s erfahren...:)