Montag, Juli 24, 2006

Chely rocks!

Jaja, man mag mich rügen oder hängen, foltern oder lynchen, aber ich werde immer dabei bleiben, ein Fan von Countrymusik zu sein. Unverständlicherweise teilt in meinem näheren Umfeld niemand dieses Faible, und in meiner Altersklasse schon gar nicht. Selber schuld.

Für letzten Freitag war in Hamburg die US-amerikanische Sängerin Chely Wright angesagt. Eine der wenigen Künstlerinnen, die nicht belanglose, Massen begeisternde Standardtexte herunterleiert und deren Popularität nicht proportional zur Grösse ihres Ausschnittes variiert. Vielmehr ist sie eine begnadete und hervorragende Artistin, die die meist selbst geschriebenen Stücke auch noch mit einer tollen Stimme und voller Leidenschaft zum Besten gibt.

Na also, sowas lässt man sich nicht entgehen. Der Flug nach Hamburg war schnell gebucht, das Hotel ebenso, und die Langeweile am eingebauten Foto-Tag am Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel (wer auf solch tolle Ortsbezeichnungen kommt sei ebenfalls gerügt, -hängt, -foltert oder -lyncht) wurde vom herausragenden Freitagabend kompensiert. Ja, das war der Abend des Konzerts. Nachdem ich in der Millionenmetropole endlich den Szene-Klub 'Knust', einen alten Schlachthof, ausgemacht und den von einem Meer von Cowboyhüten geprägten Saal erreicht hatte, ging's auch schon los.
Chely rockte das Publikum, und dem gefiel die Show so gut, dass es von der ersten bis zur letzten Minute den kleinen Saal mit frenetischstem Beifall füllte. Chely fühlte sich geschmeichelt und stellte sogar einige neue Songs vor, die noch nicht einmal ihre Band-Mitglieder kannten, worauf sie selbst zur Gitarre griff und zupfend und singend der begeisterten Menge manch sehr persönliches Detail aus ihrem Leben verriet..
Nach zwei Stunden und vier Zugaben war die Show dann vorbei, Chely verliess das Knust mit dem Versprechen, im nächsten Jahr wieder zu kommen. Schliesslich hörten hier die Leute viel mehr auf ihre ausgeklügelten Lyrics und würden ihre Musik viel besser verstehen. Na also!

Ich hastete durch die Elb-Metropole zurück zum Flughafen , wo ich nachts um 12 ankam, mich auf eine der wenigen Sitzbänke legte und die sechs Stunden bis zu meinem Heimflug geprägt von einer rasch ansteigenden Müdigkeit, im Kampf gegen den Schlaf dahinvegetierend, aber stets in wundervollen Erinnerungen an ein grandioses Konzert schwelgend verbrachte.

Wer auch mal hören möchte, was Chely zu bieten hat, dem seien die öffentlich rechtlichen, für die Skeptiker, die kein Geld in den Sand setzen wollen, die nicht-ganz-so-legalen Downloadnetzwerke empfohlen, mit Songs wie:

"The Bumper of my S.U.V", stimmungsvolle, auf wahren Ereignissen beruhende Polit-Ballade, natürlich selbst geschrieben.

"The River", langsamer, gefühlsbetonter, eine tragische Geschichte wieder aufrollender Song, geprägt von den Emotionen der Verfasserin und Sängerin

"C'est la Vie", Cover des bekannten Uptempo-Songs, hörenswert in energievolleren Momenten, wenn auch mit atypisch oberflächlichen Lyrics.


Grüsse,

Tis, schon seit jeher, aber seit dem Erlebten noch verstärkt stolz darauf, ein Fan dieser Musikrichtung und vor allem dieser Ausnahmekünstlerin zu sein.