Freitag, Juni 09, 2006

Morgendliches Triathlon

Wieder einmal hatte die Natur über die Technik gesiegt, auch zwei Wecker konnten meinen Organismus nicht rechtzeitig aus dem tiefen Schlaf reissen. Als meine müden Augen dann doch einmal einen Streifzug durchs Zimmer wagten, und dabei auf die leuchtenden Zahlen des Weckers trafen, stand ich vor einer grossen Herausforderung. Die rote „7:40“ bedeutete, dass noch fünf Minuten zum Schulanfang blieben. Zu wenig Zeit, um die Schule, geschweige denn das Klassenzimmer noch rechtzeitig zu erreichen. Aber doch genug Zeit, um es wenigstens zu versuchen.

Also aus dem Bett gehechtet, auf dem Weg ins Badezimmer zwei schnelligkeitsbedingte Rutscher mit beachtenswertem Körpergefühl ausgeglichen, Deo hier, Deo da, T-Shirt an, Hosen an (zum Glück ist Sommer, da geht das) und zur Tür. Haaalt! Rechtzeitig in der Schule sein ist das eine, doch ohne Material steht man da auf ziemlich verlorenem Posten. Nach weiteren 60 Sekunden war auch der Rucksack geladen, es konnte los gehen.

Zwei Minuten waren seit dem Aufstehen vergangen, drei blieben folglich bis zum unerbittlichen Läuten der Glocke. Die ETT („Estimated Travel Time“, neudeutsch für voraussichtliche Reisezeit“) schlägt mit fünf Minuten zu Buche. Doch Rekorde sind da, um gebrochen zu werden.

Also auf den Sattel geschwungen und losgeradelt. Ob die Sonne schien, kann ich nicht sagen, wendete ich meinen Blick doch nur einmal vom Tachometer ab, und zwar, um an der passierten Kirchturmuhr einen Time-Check (wiederum neudeutsch) durchzuführen. Die Zahlen auf dem Tachometer waren jedoch weit erfreulicher, schon stand dort eine glatte 50. Neuer Rekord, natürlich auf leicht abfallender Strecke, aber trotzdem toll. Auf der anschliessenden Geraden verlor ich an Geschwindigkeit, doch 35 km/h in einer Tempo 30-Zone sind sowieso genug. Die anschliessende Hauptstrasse mit dem dichten Morgenverkehr war da schon mehr ein Problem. Vollbremsung! Diese blöden Trams aber auch, die einem immer den Weg abschneiden müssen.

Weiter ging die rasante Fahrt durch den Spital-Park, die zahlreichen Fussgänger liess ich nach „System Schlange“ (Augen zu und durchschlängeln) irgendwie hinter mir. Die letzten zweihundert Meter zur Schule wurden zur Kür, war die Strasse doch frei und weit und breit niemand zu sehen. Nochmals kurz auf 37.5 km/h beschleunigt, bevor ich mit einer Vollbremsung und einem bemerkenswerten Slide in die Fahrradhalterungen eingefädelt hatte. 04:29 zeigte die Stoppuhr an, den alten (unter ähnlichen Umständen aufgestellten) Rekord um bravouröse 31 Sekunden unterboten. Doch die Freude währte nicht langestand mir doch noch der finale Sprint über das gesamte Schulhausgelände zum Naturwissenschaftsgebäude bevor. Mit der übermenschlichen Laufleistung konnte ich das Bremsmanöver von vorhin nahezu wett machen und erreichte das Klassenzimmer bemerkenswerte drei Minuten nach dem Läuten und noch viel anerkennenswertere sieben Minuten nach dem ersten Augenaufschlag des Tages.

Das letzte Element des Triathlons, das Wasser, kam kurz darauf in Form eines heftigen Schweissbades ins Spiel. Zur Vermeidung unangenehmer Reaktionen auf der Leserseite verzichte ich jedoch auf eine detailgetreue Beschreibung dieser Situation und schliesse viel lieber mit dem Fakt, dass ich gerade noch einmal so um eine Strafstunde herumgekommen bin. „Mission accomplished!“


P.S. Laut duden.de heisst es in der Tat "das Triathlon", wobei dies weder ein neu- noch ein altdeutscher, sondern ein Ausdruck aus dem antiken Griechenland ist.

Mittwoch, Juni 07, 2006

Buenas noches de.....Zurich

Es ist schon amüsant. Da vertraut man sich und seine Pläne für einmal der ausserschweizerischen Konkurrenz an, und schon wird man hängen gelassen.

Um das erste Mal den „verrückten Hund“ zu reiten, liess ich mich auf das Abenteuer Iberia ein. Jetzt, zur planmässigen Ankunftszeit in Madrid kann ich leider nicht viel darüber berichten, sitze ich noch immer noch in Zürich fest. Dafür bin ich an Erfahrungen umso reicher. Während nämlich beim Checkin nur dezent auf eine Verspätung von 10 Minuten hingewiesen wurde, wurden daraus schnell 20, 30, 40. Auf die Frage, wann wir denn abfliegen würden, wurde mir gestanden, dass man das auch offiziell nicht so genau weiss. Grund: Meine Maschine hatte Madrid noch nicht einmal verlassen!

Sehr schön. Zwar sind die Konsequenzen für mich, im Gegensatz zu denen der Transferpassagiere auf ihrem Weg nach Südamerika, äusserst unwichtig. Trotzdem tut es weh, den ersten Flug in einer Md-80 im Dunkeln verbringen zu müssen, ohne Möglichkeit zu fotografieren. Den Flug über das abendliche Frankreich kann ich mir also genauso abschminken wie die Landung zur Sonnenuntergangszeit in Madrid. Hach, was solls – die Sonnenuntergänge kommen wieder, und der nächste Mad-Dog Flug wartet in drei Tagen auf mich – auch wenn man sich da scheinbar nicht so sicher sein kann, ob und wann dieser stattfindet.

Wenigstens weiss ich mit meiner Zeit in Zürich etwas anzufangen – das Wetter liess etwas Spotting zu, die dazu nötigen Utensilien hatte ich natürlicherweise alle griffbereit. So verbrachte ich dann noch etwas Zeit im Parkhaus 6 und schaute den vereinzelten Outbounds zu. Als ich mich schon rehabilitiert fühlte, kam der nächste Schlag, auch in Form einer Md-80. Jene der Spanair nämlich, die da so frech an mir vorbeitäxelte auf dem Weg zur Startpiste 28 – mit Destination Madrid natürlich.

Nun sitze ich hier in der Wartelounge, die wenigstens mit einem Hotspot ausgestattet ist, um die Internet-Gelüste der gestrandeten Reisenden zu befriedeigen. Im Augenwinkel sehe ich die letzten, feuerroten Lichter des Tages dahinschwinden, während vor mir ein Flieger nach dem anderen auf der Piste 28 einschwebt. Nur meine Iberia habe ich noch nicht gesichtet. Die Hoffnung stirbt jedoch zuletzt, und so richte ich meinen Blick weiter durch die Panoramafenster des Warteraumes. Vorsorglich jedoch: Buenas noches de...Zurich!